Goethe Institut Ausstellung Joint Artists
HAPPY DAYZ. Blackpool
Fotografien von Morag Minner
13.06.02 - 26.07.02
Goethe Institut Frankfurt
Diesterwegplatz 72
Mo-Do 9.00 - 20.00 Uhr
Fr 9.00 - 17.00 Uhr

Vernissage:
13.06.02   19.30 Uhr


Das Seebad an der Nordwestküste Englands

Einmal durch meine Schwester Jackie geweckt ("Geh nach Blackpool und mach dort Aufnahmen, Du wirst die surreale Atmosphäre lieben"), ließ mir meine Neugierde keine Ruhe. Jahrmärkte haben mich schon immer angezogen, mit ihrem unbeschwerten Lebensgefühl des fahrenden Volks. Mit ihrer grellen, farbenfrohen aber kurz bemessenen Zeitspanne erinnern sie mich an meine Kindheit. Bei der Ankunft war ich sofort von diesem Ferienort begeistert, der eine Mischung aus einem alten viktorianischen Bad, einem riesigen Karneval und einer Miniversion von Las Vegas ist.
Wer entlang der Promenade schlendert, kommt an Spielsalons, kleinen Pensionen und Cafés vorbei. Hier ist "Fish & Chips" mit Erbsen das beliebteste Gericht. In viktorianischen Pavillons am Boulevard wird Tee mit Gebäck gereicht, und an den breiten Sandstränden parken motorisierte Eiskremverkäufer und "Hot-Dog"-Anbieter. Das Gehtempo auf der Promenade ist entspannt. Am Strand veranstalten Familien ihr Picknick, während die Menge die Sensationen des Jahrmarktes genießt und in dem Dämmerlicht des dekorierten Ballsaals Senioren um elf Uhr morgen Foxtrott tanzen. Ich selbst war auch Teil der Urlaubsatmosphäre, und gleichzeitig wollte ich die Stimmung einfangen und Einzelheiten auf Film bannen. Das Ergebnis dokumentiert diesen Zeitpunkt.

Die Stadt und ihre Geschichte

Turm und Ballsaal von Blackpool sind in ganz England berühmt. Die Stadt besteht hauptsächlich aus einer langen Promenade mit drei Piers. Die Geschichte als Seebad geht zurück bis ins späte 18. Jahrhundert. Hauptattraktion war das Meer. Baden im Meer und Trinken von Meereswasser galten damals als der letzte Schrei - eine Glocke läutete die für Damen reservierte Badeperiode ein; jeder Herr, der sich dann noch am Strand aufhielt, musste eine Flasche Wein als Strafe bezahlen.
Die Erfindung der Eisenbahn Mitte des 19. Jahrhunderts brachte Blackpool für Tausende von Besuchern aus den Arbeitersiedlungen von Lancashire und Yorkshire in Reichweite.
Jedoch dauerte es bis Mitte der viktorianischen Ära, bis Blackpool wirklich expandierte und neue Formen der Unterhaltung einführte. Die drei Piers wurden damals errichtet, außerdem ausgedehnte Freizeitanlagen mit Attraktionen wie einem See, einer Rennbahn, Fußball- und Kricketplätzen, einer Eislaufbahn, einem Vogelgehege und einem Affenzwinger.
Im Jahre 1894 eröffnete ein ausgedehnter Gebäudekomplex, der neben einem imposanten Turm Platz für einen Zirkus und einen Ballsaal bot. Die Festebeleuchtung des Turms besteht aus 10.000 Glühbirnen, eine weithin sichtbare Attraktion.
In den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts schätzte man, dass die 7000 Wohngebäude von Blackpool eine Viertelmillion Urlauber neben der einheimischen Bevölkerung von 35.000 Menschen beherbergen konnten. 1989 ergab eine landesweite Befragung, dass 4.190.000 Urlauber im Badeort übernachteten und 12.590.000 Menschen tagsüber oder abends zu Besuch kamen.
Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Promenade zwischen dem nördlichen und dem südlichen Pier erbaut. Gleichzeitig erfolgte die Grundsteinlegung für den Vergnügungspark "Pleasure Beach" in den Sanddünen hinter dem Südstrand, wo viele Jahre lang Zigeuner und Jahrmarkstkünstler ihre Zelte aufschlugen. Eine elektrische Straßenbahn, die entlang der Promenade fuhr, wurde 1885 eröffnet. Auch heute, Anfang des 21. Jahrhunderts, verbinden diese alten doppelstöckigen Trambahnen den nördlichen Pier mit dem Jahrmarkt am südlichen Pier, der von der berühmten Achterbahn "Big Dipper" dominiert wird.
Inzwischen stehen Blackpool möglicherweise einschneidende Veränderungen bevor, denn die kürzlich erfolgten Änderungen der britischen Glücksspielgesetze werden möglicherweise Spielkasinos nach Art von Las Vegas in den Ferienort einführen. Dann wird Blackpool erneut sein Gesicht verändern.

Morag Minner
(Deutsche Übersetzung: Eugen Seidel)

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