Goethe Institut Ausstellung Joint Artists
TEREZIN / THERESIENSTADT
Eine fotografische Annäherung von Andreas Zamperoni
16.01.03 - 18.04.03
Goethe Institut Frankfurt
Diesterwegplatz 72
Mo-Do 9.00 - 20.00 Uhr
Fr 9.00 - 17.00 Uhr

Vernissage:
15.01.03 19.00 Uhr
Völlig unvorbereitet trafen mich die Eindrücke, als ich mit meiner Frau im November 2001 während einer Prag-Reise eher zufällig nach Terezín (der heutige Name von Theresienstadt) gelangte. Konzentrationslager kannte ich entweder aus alten Schwarzweißfilmen oder als abstrakte, geometrische Anordnung von eingefassten Rasenflächen, die Massengräber darstellten.
Doch dies hier war anders. Ich schritt durch eine verschlafene, typische osteuropäische Kleinstadt mit heruntergekommenen Straßen, Häusern, Geschäften, Schulen. Nach dem Nazi-Sturm war offensichtlich alles wieder so geworden wie zuvor. Dort wo Zehntausende gestorben waren, dort wo zahllose Juden zu Tode gehungert und gequält worden waren, hatte die alte Bevölkerung ganz pragmatisch ihre alten Häuser wieder bezogen.
Als ich mich nach unserer Rückkehr mit den Erinnerungen der Überlebenden beschäftigte, stellte ich fest, dass die Annäherung und Wahrnehmung der Stadt durch die Opfer damals auf ähnliche Weise stattfand wie meine - mit dem entscheidenden Unterschied, dass ich ja Tourist war und jederzeit wegfahren konnte.
Die Erinnerungen der damaligen Opfer spiegeln diese Annäherung und Wandlung wider. Sie beginnen zumeist beobachtend, beschreibend, ja distanziert. Aus dem Unglauben erwächst angesichts des Elends, der Ausweglosigkeit, aber auch angesichts der durch die SS aufgezwungenen "Inszenierungen" - schließlich war Theresienstadt ja das Vorzeige - KZ für die Weltöffentlichkeit - ein Horror und eine Verzweiflung, die schließlich im Unfassbaren, dem Ausschwitztransport ihren Höhepunkt findet.
Die Gegenüberstellung der Terezíner Straßenszenen mit den Erinnerungen an Theresienstadt ist ein Versuch, diesen Ort wieder in den richtigen Kontext zu bringen, den er für mich durch seine heutige Nutzung verloren hat - und ist somit auch eine Verneigung vor seinen Opfern.
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